Der 10. Deutsche Weiterbildungstag 2025 liegt hinter uns – und wir sind überwältigt von den Impulsen, Begegnungen und Diskussionen. Ein besonderes Gewicht erhielt der Tag durch die Wortbeiträge hochrangiger Gäste. Elke Büdenbender betonte: „KI wird uns nicht erspart bleiben.“ Auch Elke Hannack unterstrich die gesellschaftliche Bedeutung: „Ohne Bildung ist alles nichts.“
Bärbel Bas machte in ihrem Beitrag deutlich: „Wir haben ein gemeinsames Ziel. Deutschland soll ein Weiterbildungsland werden. Weiterbildung soll kein Sahnehäubchen sein, sondern Grundnahrungsmittel.“ Damit knüpfte sie an die zentrale Forderung an, Weiterbildung als Grundvoraussetzung für eine zukunftsfähige Gesellschaft zu verstehen.Zu den Höhepunkten zählten die Keynote von Frank Frick zu Future Skills, das vielseitige Panel „Gemeinsam das Morgen gestalten – Praxisperspektiven auf die Zukunft der Weiterbildung“ mit Stimmen aus Wirtschaft, Verbänden und Praxis sowie die feierliche Verleihung des Deutschen Weiterbildungspreises 2025. Auch die Organisatorinnen und Organisatoren machten deutlich, worum es geht: „Wir haben es in der Hand, den Menschen etwas mitzugeben als Weiterbildungsunternehmen“, so Petra Densborn.
Die bereits hohen Erwartungen an eines der Highlights des 10. Deutschen Weiterbildungstags wurden noch übertroffen: Das Gespräch „Weiterbildung braucht Priorität“ zwischen Elke Büdenbender, langjähriger Richterin am Verwaltungsgericht und Ehefrau des Bundespräsidenten, und Elke Hannack, stellvertretender Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes entwickelte eine ansteckende Dynamik.Elke Büdenbender fordert eine deutliche Priorität der Weiterbildung auch aus gesellschaftlicher Perspektive: Generationen könnten dabei voneinander lernen und stärken damit den gesellschaftlichen Zusammenhalt: Jüngere stecken mit ihrem Aufbruchwillen und ihrer Begeisterung an, Berufs- und Lebenserfahrene steuern eine nötige Gelassenheit bei. Wichtig ist: „Alle müssen dabeibleiben – Weiterbildung ist ein gutes Werkzeug, Menschen zusammenzuführen.“Elke Hannack stellt klar, dass noch viele Herausforderungen bestehen: In den kommenden Jahren werden ca. 3,6 Mio. Arbeitsplätze entfallen, ebenso viele neue können aber auch entstehen. Die nötigen Voraussetzungen der Transformation sind längst noch nicht geschaffen: „Wir haben viel zu lange geschlafen.“ Auch ein Fachkräftemangel bei der Weiterbildung selbst ist offensichtlich: „Immer mehr pädagogische Fachkräfte ziehen sich zurück.“ Kritisch sieht sie die noch fehlende Chancengleichheit: Aktuell profitieren vor allem Führungskräfte, Jüngere und Männer von Weiterbildung, Frauen müssen stärker auf kürzere Weiterbildungen setzen, ihnen entgehen Chancen auf nachhaltige Karriereausrichtung.Beide sind sich einig: Geflüchteten muss durch kreative Ansätze der Spracherwerb ermöglicht werden, jungen Leuten muss früh Verantwortung übergeben werden. Weiterbildung muss dabei Lücken schließen – insbesondere wenn man bedenkt, dass in Deutschland über drei Millionen Menschen noch ohne qualifizierten Berufsabschluss sind. Ihnen muss ein ordentlicher Start ins Berufsleben ermöglicht werden, wie Elke Hannack unterstreicht.
Ein weiterer Höhepunkt des 10. Deutschen Weiterbildungstags war das Panel „Gemeinsam das Morgen gestalten – Praxisperspektiven auf die Zukunft der Weiterbildung“, moderiert von Sebastian Messerschmidt. Mit großer Offenheit und unter Einbezug der Fragen aus dem Publikum diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Institutionen ihre jeweilige, oft auch persönliche Sicht auf die Zukunft der Weiterbildung.Dr. Bettina Rademacher-Bensing, Geschäftsführerin der Deutschen Rentenversicherung Rheinland-Pfalz, umriss die komplexen Aufgaben ihrer Institution: Menschen so lange wie möglich in Arbeit zu halten, bei Bedarf Anpassungsqualifizierungen zu fördern oder – falls medizinisch notwendig – sogar völlig neue Berufswege zu ermöglichen. „Wir unterstützen mit Rat und Tat, aber auch finanziell, um die Teilhabe am Berufsleben zu ermöglichen.“ Prof. Dr. Martin Wortmann, Generalsekretär der Bildungsallianz des BVMW, betonte die Notwendigkeit innovationsfördernder Lernmilieus in Betrieben. Praxisorientierung müsse gestärkt werden: „So viel Theorie wie nötig, so viel Praxis wie möglich.“ Nur so lasse sich der aktuell zu beobachtende „Sinkflug“ bei betrieblicher Weiterbildung aufhalten.
Julia von Westerholt, Verbandsdirektorin des Deutschen Volkshochschul-Verbands, hob den Auftrag „Bildung für alle“ hervor. Niederschwellige Angebote und die Stärkung interkultureller Kompetenzen seien ebenso wichtig wie die Erkenntnis, dass man Bildung nicht in berufliche und gesellschaftliche Bereiche trennen könne. Susann Dengler, Geschäftsführerin Kundenprozesse bei der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit, mahnte, Weiterbildung nicht aufzuschieben: „Nicht erst darüber nachdenken, wenn es zu spät ist.“ Schrittweise Qualifizierungen oder ein neuer Abschluss müssten selbstverständlich werden. Sie betonte außerdem, dass auch Beschäftigte über die BA gefördert werden können – ein Angebot, das bisher noch zu wenig bekannt sei.
Christian Lankenau, Mitglied der EUROGATE-Gruppengeschäftsführung und Arbeitsdirektor, schilderte die täglichen Herausforderungen in seinem Unternehmen mit über 5.000 Mitarbeitenden. Weiterbildung sei dort nur erfolgreich, wenn echtes Interesse an Menschen vorhanden sei und Ängste – etwa nach jahrzehntelanger Berufstätigkeit ohne erneuten Schulbesuch – abgebaut würden. Unternehmen müssten langfristiger denken, um die Transformation zu bewältigen und dabei ein gesundes Wertebild zu erhalten.
Zurück